Über Mundy

Über Mundy Nussbaumer

Leben

Zuerst und zuletzt ist das Sehen. Mit offenen Augen und mit wachem Geist durch die Welt streifen, reisen, gehen, fliegen! Darin liegt der Quell der Arbeiten, die in dieser Ausstellung vereint sind. Der, der streifte, reiste, ging, flog, ist Mundy Nussbaumer. Eine Steinhalde, ein Rücklicht des vorausfahrenden Wagens, ein Stapel liegender Teigstangen sind Dinge der Mitwelt und durch irgendwelche Kräfte verformt. Diese regen an.

Mundy Nussbaumer treibt dieses Sehen an. In Fotografien hält er den Augenblick fest, wenn ein Fotoapparat zur Hand ist. Er interessiert sich für die durch Sehen oder Gedanken angestossene Form und löst das Essentielle aus dem Gesamten heraus. Skizziert, was ihn an einer Steinhalde, an einem Rücklicht oder an liegenden Teigstangen besonders beeindruckt. Irgendwer hat diese mit Kraft oder mit Leichtigkeit geformt. Ein Reservoir für Kunst.

Verformen als Meditation

Form! Da setzt der Künstler Mundy Nussbaumer den Hebel an. Er formt das Essentielle weiter aus Metall, seltener aus Stein. Weil er keine elastische Verformung mit seiner Art der Arbeitsweise vornimmt, sondern die gewonnene Form plastisch vorlegt, treibt er den Prozess weiter mit einer nächsten Variante der Ausgangsform und so weiter und so weiter. Deshalb ist in seinem Werk fast immer die Serie das Produkt. Und weil der Prozess des Verformens nie zu Ende ist, im Dasein und Vergehen nicht, in Gedanken nicht und nicht in der Arbeit von Mundy Nussbaumer, ist das künstlerische Objekt ein Zwischenprodukt. So vermute ich wenigstens.

Weitersehen

Über die Berge schauen, und der Ferne nahe sein Zitat aus dem Gespräch mit M.N. ist ein Grundsatz seines Schaffens. Er fasst seine Reisen durch die halbe Welt in seine Hände und schafft Bleibendes als Zwischenstücke. Immer schimmert etwas Fröhliches, Verschmitztes in diesen Werken durch. Manifestiert wird diese Feststellung auch durch Serientitel wie Zuckerboonä etwas Süsses. Daran würde jedermann die Zähne ausbeissen. Oder Trichter! Es sind Objekte, die eher dem Einfangen als dem verschüttungsfreien Abfüllen dienen. Das markante Lachen von Mundy Nussbaumer ist in dieser Werkgruppe spürbar.

Digitalisieren

Was in der modernen Welt als Hype zur Verschleierung von Macht dient, wendet Mundy Nussbaumer als Schlosser schon länger in seinem geschäftlichen Umfeld an. Die Digitalisierung ermöglicht und vereinfacht das präzise Formen, Trennen, Bohren und Biegen der Werkstücke.
Wo der Logarithmus der Maschine endet, beginnt für Mundy Nussbaumer der LogaRhythmus des Künstlerischen. Eine Form geht in die nächste über. Hier endet die Definition von digital. Der letzte Verformungsschritt wird sich nie mehr wiederholen. Er führt immer zu neuen, noch nie dagewesenen Formen.

Eine Überraschung

Das Sehen kommt an der Farbe nicht vorbei. Es ist die Brechung des Lichts. Ohne die Möglichkeit der Lichtaufnahme im Auge ist der Mensch blind. Der Blinde wird dem Werk mit seinen Händen und seinem Riechen genauso nahe sein. Die Sehenden werden feststellen, in Mundy Nussbaumers Arbeiten verdeckt die Farbe den Prozess nicht. Vielmehr fällt die Farbe dem Betrachter gleichwertig wie die Form ins Auge. Zusammen überraschen sie den Betrachtenden. Die Farbe verdeckt nie die Materialisierung der Werke. Sie ist ein Impuls, der wiederum das Fortspinnen der Gedanken beim Betrachten anregt. So gelangen die Lesenden zum Anfang: Zuerst und zuletzt ist das Sehen.